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Beitrag vom 17.10.2003
Veranstaltungen in Berlin zum 30. Todestag von Ingeborg Bachmann
Jutta Franzen
"Das dreißigste Jahr" - so lautet der Titel einer der Erzählungen von Ingeborg Bachmann, seit deren Tod im Oktober 1973 nun das dreißigste Jahr vergangen ist
Ein Rückblick auf das literarische Werk und das Leben der Frau, die als eine der wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen der Nachkriegszeit gilt.
Mit meinem Mörder Zeit bin ich allein. Ingeborg Bachmann in "Strömung"
Als Ingeborg Bachmann am 17. Oktober 1973 in Rom gestorben ist, war sie 47.
Sie arbeitete an ihrem Projekt "Todesarten", in das sich ihr eigener Tod mit seinen bis heute mysteriösen Umständen auf erschreckende Weise einzufügen schien. Um "die misslungene Gegenwart" der 50er und 60er Jahre und ihre alltäglichen Formen der Gewalt ging es Ingeborg Bachmann in diesem Vorhaben, von dem sie nur den Roman "Malina" beendet und eine Vielzahl an Entwürfen und Fragmenten hinterlassen hat.
Begonnen hatten die 50er Jahre vielversprechend: Die junge Bachmann, frisch promoviert (mit einer Arbeit über Heidegger) wurde 1952 von der hoch angesehenen literarischen "Gruppe 47" eingeladen, um aus ihrem Gedichtband die "Gestundete Zeit" vorzutragen. Rasch erfuhr sie Anerkennung mit einer Lyrik, die die deutsche Sprache von ihrer faschistischen Zurichtung befreite und in den Kontext einer kritischen und von Aufbruch bestimmten Nachkriegsära stellte.
Nach einem ruhelosen Jahrzehnt mit vielen Ortswechseln und einer spannungsreichen Beziehung zu Max Frisch veröffentlichte Ingeborg Bachmann 1961 ihren ersten Erzählband "Das dreißigste Jahr", benannt nach der gleichnamigen Geschichte. Der Wechsel zur Prosa wurde von der Kritik unterschiedlich aufgenommen.
Der Einschnitt in die literarische Laufbahn ging einher mit einer persönlichen Krise. Die Vermutung liegt nahe, dass Ingeborg Bachmann, für die das Schreiben auch immer eine existentielle Obsession war, die Prosa brauchte, um größere Zusammenhänge entwickeln zu können.
Nach den frühen Erfahrungen des Faschismus in ihrer Jugend blieb Ingeborg Bachmann sensibilisiert für die neuen wie die alten Formen von Macht und Gewalt, die weiterhin im Alltag und auch im Geschlechterverhältnis auftreten. Die Zeit, die wie ein "Mörder" die Möglichkeiten im Verlauf unseres Lebens immer mehr einschränkt und einen "Triumph" über uns haben wird, ist ein weiteres Motiv, das sie in ihren Gedichten wie in ihren Erzählungen immer wieder aufgegriffen hat.
Im "dreißigsten Jahr" nach ihrem Tod liefert Ingeborg Bachmann noch immer aktuelle Anregungen für unsere Fragen an die Gegenwart und nach ihrem Gelingen oder Misslingen.
Veranstaltungen in Berlin zum 30. Todestag von Ingeborg Bachmann:
Freitag 17. Okt. 2003, 20 Uhr
Schwartzsche Villa - Grunewaldstr. 55
Zum 30. Todestag von Ingeborg Bachmann
Gedichte, Erzählungen, Biographisches
www.steglitz.de
Sonntag, 19. Oktober, 20 Uhr
Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23, 10719 Berlin
ERKLÄR MIR, LIEBE!
Ingeborg Bachmann - Ein Lebenslauf in Gedichten und Prosa
www.literaturhaus-berlin.de
Mittwoch, 22. Okt. 2003, 19. 30 Uhr
Österreichische Botschaft, Stauffenbergstr. 1, 10785 Berlin
Hans Höller: Schreiben gegen den Krieg - Ingeborg Bachmann (1926-1973)
Persönliche Anmeldung per E-mail erbeten: berlin-ob@bmaa.gv.at
www.oesterreichische-botschaft.de
Dienstag, 4. November 2003, 18 - 21 Uhr
VHS Charlottenburg, Pestalozzistr. 40
Ingeborg Bachmann zum 30. Todestag
Filmporträt - Lektüre - Gespräch
Kurs-Nr. CW 2.01.114, Raum 16
Anmeldung erforderlich unter: 9029-28855/ 28869)
www.juttarosenkranz.de
Materialien zu Leben und Werk von Ingeborg Bachmann im WWW:
Das Ingeborg Bachmann Forum ist eine umfangreiche private Sammlung:
www.ingeborg-bachmann-forum.de
Eine Zusammenstellung der Germanistik an der FU-Berlin:
www.ub.fu-berlin.de